Interview mit Ambassador Peter über das Ultra-Rennen „Race Arround Austria“

Unser Ambassador Peter Beer hat sich im August 2021 erfolgreich der Herausforderung „Race Arround Austria“ gestellt. Bei diesem Ultra-Radrennen müssen 6500 Höhenmeter und 560 Kilometer Strecke ohne Pause überwunden werden.
Im Folgenden Interview erfährst Du, wie Peters Training gestaltet war, wie er das Rennen erlebt hat und was danach alles passiert ist...
Wenn Du also schon immer wissen wolltest, wie ein Ultrarennen abläuft und vielleicht selbst bei einem antreten willst, dann bist Du hier genau richtig.

Peter Beer und sein Team beim Jubeln
  • Wann kam dir die Idee, dich für ein Ultrarennen anzumelden? Was hat dich dazu gebracht dich der Herausforderung zu stellen?

Die Idee ist letztes Jahr im April entstanden. Ich wollte 2020 Ende April eigentlich beim Joberg2c, eines der längsten Mountainbike Etappen Rennen der Welt, in Südafrika an den Start gehen. Dieses ist aber leider Corona zum Opfer gefallen. Nach der Absage des Joberg2c habe ich mir den Kopf zerbrochen, was ich anderes machen könnte. Da ist mir das Race Around Austria untergekommen. Der Start und das Ziel des Race Around Austria sind nur eine Autostunde von mir zu Hause entfernt.
Der Grund, warum ich das gemacht habe ist, dass ich seit Ende 2018 mit meinem Charity Projekt „Team TopBiking BALU – We ride to keep Children alive“ Spenden für die Kinderkrebshilfe BALU Altötting sammle.

  • Wie hast du dich auf das Rennen vorbereitet? Wann begann die Vorbereitung und wie war das Training strukturiert? Inwiefern spielt das Fahrrad-Pendeln zur Arbeit eine Rolle in deinem Training?

Wenn man die Vorbereitung auf das Joberg2c mit einrechnet, habe ich im November 2018 mit der Vorbereitung begonnen. Mit der gezielten Vorbereitung auf das Race Around Austria habe ich im Dezember 2020 begonnen. Seit Dezember habe ich sechs Tage die Woche trainiert. Bis Februar lief das Training vorwiegend auf der Rolle ab. Das Trainingspensum steigert sich von anfangs 12 Stunden die Woche auf bis zu 30 Stunden die Woche gegen Ende der Vorbereitung. Mit meinem Team, dass mich während dem Rennen im Pace Car begleitet hat, haben wir in der Vorbereitung z.B. auch Nachtfahrten und die Getränke- und Essenübergabe aus dem Auto geübt.
Das Fahrradpendeln spielte in der Vorbereitung auch eine sehr wichtige Rolle für mich. Ich fahre einfach ca. 35 km zur Arbeit, also insgesamt 70 km am Tag. Ich habe die Arbeitsfahrten ganz bewusst in meinen Trainingsplan eingearbeitet. So hatte ich mein Training, hab Zeit gespart, bin Klimaneutral zur Arbeit gekommen und hab auch meinen Geldbeutel geschont.

  • Ein solches Rennen kann man natürlich nicht allein bestreiten. Wie war dein Team aufgebaut und was/wer hat dir am meisten geholfen?

Für das Renne benötigt man ein Pace Car von dem man das komplette Rennen begleitet wird. Dies war bei mit vier Personen besetzt. Das Team hinter dem Athleten ist bei einem Ultrarennen extrem wichtig und man muss dem Team zu 100% vertrauen. Beim Race Across America in den USA, gibt es den Spruch „Das Team kann für der den Fahrer das Rennen nicht gewinnen, aber es kann das Rennen für den Fahrer verlieren“. Deswegen ist die Auswahl der Teammitglieder extrem wichtig. Die vier Personen waren meine Frau Dora, eine Arbeitskollegin von mir und die beiden Inhaber der „radlmetzgerei“ in Burghausen. Die vier waren in Fahrer, Navigator, Essen- und Trinkversorger und Socialmedia-Beauftragte aufgeteilt.
Am meisten geholfen und die absolut wichtigste Person für mich war meine Frau. Sie hat mich immer unterstützt und stand vom Beginn der Vorbereitung bis nach dem Rennen wie ein Fels in der Brandung hinter wir. Alle haben das „ehrenamtlich“ und aus voller Überzeugung gemacht.

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  • Welche Ausrüstung hast du während des Rennens genutzt (Kleidung, Rennrad, Verpflegung) und hast während des Rennens die Ausrüstung gewechselt?

Ich hatte zwei Rennräder dabei. Ein Giant TCR mit Triathlonaufleger für das eher flache Gelände und ein Giant Defy mit Bergübersetzung für die langen Anstiege. Die Räder haben wir mehrmals gewechselt.
Bekleidung hatte ich für alle Wettersituation dabei: neun Trikots und Hosen, mehrere Paar Socken und Handschuhe, Unterhemden Wind- und Regenjacke, Windweste, Regensachen, drei paar Schuhe. Wegen des guten Wetters habe ich davon nur ein Trikot, ein Unterhemd, ein Paar Socken und Schuhe sowie die Windweste benötigt. Weiterhin hatte ich zwei Helme und Brillen für Tag und Nacht dabei.
Die Ernährung ist rein flüssig erfolgt. Ich hatte 28 Flaschen an „Ensure“ Flüssignahrung dabei (je Flasche 200 ml und 300 kcal) und Kohlenhydratgetränkepulver für 24 Liter Getränk dabei. Je Stunde habe ich ein „Ensure“ und ca. 1 Liter Kohlenhydratgetränk zu mir genommen. So bin ich je Stunde auf ca. 500 kcal gekommen, die ich zu mir genommen habe. Der Verbrauch je Stunde lag bei ca. 600 kcal.

  • Das Race Arround Austria ist theoretisch ein nonstop Rennen. Hast du trotzdem kleinere Pausen machen müssen? (für Essen, Toilette usw.?)

Richtige Pausen habe ich mit einer Ausnahme nicht gemacht. Nur zum Radwechsel und zum Toilettengang habe ich kurz angehalten. Die eine richtige Pause hat 25 Minuten gedauert und war ca. 90 km vor dem Ziel. Die Naturfreunde Ried im Traunkreis haben am Ziehberg eine Labstelle für mich aufgebaut. Da musste ich einfach etwas bleiben.

  • Du hast die Strecke von 560km und 6500hm in 1 Tag, 1 Stunde und 1 Minute geschafft. Hast du diese Leistung erwartet bzw. bist du zufrieden mit dem Ergebnis?

Eigentlich habe ich mir vorgenommen die Strecke in 24 Stunden zu schaffen. Enttäuscht war ich aber überhaupt nicht. Zum einen bin ich ca. 12 Stunden mit extremen Knieschmerzen gefahren und zum anderen ist die Zeit von 1 Tag, 1 Stunde und 1 Minute absolut einzigartig.

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  • Neben dem Rennen hast du Geld für die Kinderkrebshilfe BALU gesammelt. Wie kam es dazu und wie ist der aktuelle Stand?

Das ich Spenden für die Kinderkrebshilfe BALI sammle ist wegen zwei Todesfällen durch Krebs im engsten Familienkreis entstanden. Während dem Rennen, also in 25 Stunden haben wir fast 5.000 EUR an Spenden gesammelt. Somit sind wir jetzt insgesamt bei über 15.000 EUR Spenden, die wir an BALU übergeben konnten.

  • Wie hast du dich nach einem Tag Radfahren gefühlt? Konntest du diese Wettkampfsituation im Training schon simulieren oder war es eine gänzlich neue Erfahrung?

Kurz vor dem Ziel war es Emotion pur. Als ich mich über den Funk bei meiner Crew bedanken wollte bin ich in Tränen ausgebrochen. Auf der Tribüne war es dann Freude pur. Zum einen, weil ich es geschafft hatte und zum anderen, weil wir so einen großen Betrag für BALU sammeln konnten. Ich war riesig stolz auf meine Crew, die in den 25 Stunden wahnsinniges geleistet hat. Alle Schmerzen waren für ca. 15 Minuten wie weggeblasen. Anschließen habe ich mich auf eine Bierbank gesetzt. Als ich wieder aufstehen wollte kam ich nicht mehr hoch. Meine Crew musste mir helfen, dass ich wieder aufkomme. Gehen konnte ich wegen der Knieschmerzen nicht mehr richtig. Ich konnte die Knie nicht mehr abwinkeln. Einige Zehen und Fingerspitzen waren taub. Erschöpft habe ich mich komischerweise nicht gefühlt. Als ich wieder zu Hause war, wollte ich in die Badewanne gehen. Ich habe fünf Minuten benötigt, um in die Wanne zu kommen und genauso lange, um wieder heraus zu kommen. Die Nacht nach dem Rennen habe ich wegen der schmerzenden Knie und weil ich das Rennen erst noch geistig verarbeiten musste, kaum geschlafen.

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  • Wie sah dein Regenerationsplan für die Tage nach dem Rennen aus? Was war überhaupt möglich und wann sahst du zum ersten Mal wieder auf dem Fahrrad?

Da ich keine Ahnung hatte, wie es mir nach dem Rennen gehen würde, hatte ich für die ersten beiden Tage nach dem Rennen keine wirklichen Regenerationsplan. Ich hatte mir nur vorgenommen viel Flüssigkeit aufzunehmen, gut zu essen, Schlaf nachzuholen und mich zu schonen. Drei Tage nach dem Rennen bin ich mit meiner Frau Dora in den Urlaub an den Gardasee gefahren. Dort bin ich dann auch gleich nach er Ankunft schon wieder auf das Rad gestiegen. Es war aber nur eine ganz lockere und langsame Eisdielentour möglich. Die Oberschenkel gaben nicht mehr her. Es ist aber von Tag zu Tag besser geworden und eine Woche nach dem Rennen war alles wieder gut.

  • Nach deinem ersten Race Arround Austria: Planst du die Teilnahme an weiteren Ultrarennen? Willst du dich noch steigern?

Auf jeden Fall werde ich an weiteren Ultrarennen teilnehmen. Mein Start beim Race Around Austria Challenge im nächsten Jahr ist schon fix. Da soll auf jeden Fall die 24 Stunden Marke fallen. Danach möchte ich mich steigern und an längeren Rennen teilnehmen. Der Plan wäre 2023 beim Race Around Niederösterreich oder Ultracycling Dolomitica 380 und 2024 beim Race Across Italy teilzunehmen. Wenn dies alles gut läuft, möchte ist ich Race Around Austria 1500 fahren.

  • Würdest du auch an einem Mountainbike Ultrarennen teilnehmen? Worin liegen dabei für dich die größten Unterschiede?

Da ich vom Mountainbiken komme, könnte ich schon eine Teilnahme am eine Mountainbike Ultrarennen vorstellen. Den großen Unterschied sehe ich darin, dass ein Ultrarennen wie das Race Around Austria, auch wenn nur ich auf dem Rad sitze, eine Teamleistung ist. Wie vorher schon mal gesagt, ohne das Team hinter mir, ist so ein Rennen nicht möglich. Beim Mountainbiken ist dies aus meiner Sicht nicht so.

  • Welche Erfahrungen nimmst du aus dem Rennen mit? Was kannst du Radfahrern und Radfahrerinnen mitgeben, die sich auch auf ein Ultrarennen vorbereiten?

Die größte Erfahrung die ich bei dem Rennen gemacht habe ist, dass der Spruch „Der Wille kann Berge versetzen“ absolut zutreffend ist.
Mein Rat an andere Radfahrerinnen und Radfahrer: Realistische Ziele setzten, konsequent und diszipliniert trainieren, genaustens überlegen, wen man in sein Team holt und das Ganze nicht zu ernst sehen, sondern Spaß dabei zu haben.

Es war die absolut richtige Entscheidung beim Race Around Austria anzutreten. Dieses Erlebnis und diese Erfahrung kann mir keiner mehr nehmen.

Radfahren ist für mich die der schönste Sport der Welt.

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Das Dashbike Team bedankt sich recht herzlich für die Teilnahme am Interview und wünscht weiterhin viel Erfolg beim Radsport. Wir sind stolz ein Teil dieser Leistung zu sein.

(Fotos zur Verfügung gestellt von Peter Beer)

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