Erfahrungen im Radverkehr - Interview mit Alex

Gefahrensituationen auf dem Fahrrad

Viele Menschen sind leidenschaftliche Radfahrer und wurden leider schon oft unfreiwillig in gefährliche Situationen im Straßenverkehr verwickelt. Leider sprechen viel zu wenig Fahrradfahrer offen über ihre Unfälle, Verletzungen oder Gefahrensituationen die sie im Straßenverkehr erlebt haben. Doch wir möchten die Geschichten dieser Menschen auf unserer Homepage veröffentlichen, um ihnen ein Gesicht zu geben. Außerdem wollen wir damit andere Radfahrer ermutigen und sensibilisieren, sich nicht zu verstecken und auf Gefahrensituationen richtig zu reagieren.
 
Dazu befragen wir momentan deutschlandweit Radfahrer, wie sie den Alltag auf dem Fahrrad meistern, was für Situationen sie schon erlebt haben und mit welchen Gefahrensituationen sie schon konfrontiert wurden. Wir wollen herausfinden, wie unterschiedlich die Fahrradfahrer mit solchen Erlebnissen umgehen und was sie Alltagsradlern mit auf den Weg geben wollen. Hier findet ihr einzelne Portraits dieser Radfahrer. Wenn auch du schon einmal auf dem Fahrrad in eine Gefahrensituation verwickelt wurdest, dann melde dich doch bei uns (info@dashbike.de).
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Hierzu haben wir mit Alex S. ein Interview über seine gefährlichen Erfahrungen im Straßenverkehr geführt. Im Folgenden wollen wir euch zeigen, wie er unsere Fragen beantwortet hat und vor allem wie er die Sicherheit von Fahrradfahrern im Straßenverkehr beurteilt.
 
Er selbst zählt sich zu der Kategorie der Pendler und Rennradler. Innerhalb eines Jahres legt er mehr als 4200 Kilometer auf dem Fahrrad zurück. Diese Erfahrung, dass man 12 Monate lang ohne Pause pendeln und trainieren kann, führt er auf die sehr gute Ausrüstung seines Rads zurück. Durch die rund 500€ teure Anschaffung einer Frontlampe (Lupine: 1800 Lumen), eines Rücklichts (180 Lumen) und eines Akkus hat er in der Vergangenheit gut 2000 Kilometer eingespart.
 
Dadurch, dass Alex nahezu täglich auf dem Fahrrad sitzt hat er auch schon selbst einige brenzlige Situationen hautnah miterlebt. Doch kein Radfahrer spricht gerne über solche Erlebnisse, wenn Arbeitskollegen oder die Familie mit am Tisch sitzt. Denn viele Menschen aus dem nahen Umfeld verstehen nicht, warum man sich solchen gefährlichen Situationen aussetzt und weiterhin Rennrad fahren will. Er erzählt von Erlebnissen, wo ihn Transporter und Motorräder bei einem Tempo von 60 km/h mit einem Abstand unter 40 Zentimetern überholt haben.
 
Doch worauf lassen sich diese Gefahrensituationen zurückführen? Liegt es beispielsweise an der Infrastruktur oder auch an der Ungeduld vieler Autofahrer?
 
Alex denkt, dass brenzlige Situationen oft durch Rücksichtslosigkeit oder Zeitdruck seitens der Autofahrer verursacht werden. Viele Autofahrer wissen bis heute nicht, dass man beim Überholen 2 Gänge runter schalten sollte. Sie starten den Überholvorgang weiterhin im 5. oder im 6. Gang, je nach Fahrzeugmodell. Zudem versuchen 70 % der Autofahrer die zum Überholmanöver ansetzten, bei offenem Fenster und lautem Autoradio, während sie mit 35 km/h neben dem Fahrradfahrer vorbei fahren, etwas mitzuteilen. Außerdem berichtet er, dass er bereits mehrmals die Gelegenheit gehabt hat, nach solch gefährlichen Situationen mit den Autofahrern zu sprechen und zu fragen, warum sie sich zu so einem gefährlichen Manöver entschieden haben. Viele haben berichtet, dass Sie die Geschwindigkeit von Rennradfahren unterschätzen. Vor allem Männer über 60 Jahre haben eingesehen, dass Sie ihre Enkelkinder oder eigene Kinder niemals mit so einem riskanten Manöver überholen würden. Wenn man ins Gespräch kommt und selbst erzählt, dass zu Hause 2 kleine Kinder auf einen warten, ändert sich sofort der Gesichtsausdruck und man konnte ein schlechtes Gewissen erkennen.
 
In wie weit haben die erlebten Gefahrensituationen das eigene Fahrverhalten beeinflusst oder sogar verändert?
 
Bei Alex haben diese Erlebnisse zu einer veränderten Fahr- und Denkweise geführt. Er hat erkannt, dass die meisten Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr in erster Linie an sich selbst denken. Sein Motto lautet: „Rechne immer mit der Dummheit anderer Menschen“.
 
Gab es auch schon so gefährliche Situationen im Straßenverkehr, dass die Polizei hinzugezogen wurde?
 
Für Alex ist das Erstatten einer Anzeige bei der Polizei leider reine Zeitverschwendung, da oft kein Videobeweis zur Rekonstruktion der Gefahrensituation oder des Unfalls existiert. Außerdem kritisiert er, dass der Verursacher des Unfalls keine Schulung oder hinreichende Beratung von der Polizei, bezüglich dem Verhalten gegenüber Radfahrern bekommt. Es wird lediglich eine Strafe ausgestellt, die uneinsichtige Menschen aber nicht erreicht, da sie denken sie wären trotzdem im Recht. Wenn man diese Menschen später befragen würde, bleibt nur der Ärger über den Radfahrer.

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